Beschreibung
Platonisches Gedankenexperiment oder sophistischer Gegensatz? Auf diese Kernfrage reduziert sich das aktuelle Werk Doncho Donchevs. In den Zeichnungen Doncho Donchevs wirkt alles Dargestellte zueinander gleichwertig, unterschiedslos, ideologiefrei, wohl aber in der Vorstellung des Betrachters quasi idealisiert. Sie sind die scharf gestellten Projektionsflächen seiner mystisch-realen Gedanken- und Seelenwelt. Seine von kosmogonischen Symbolen bestimmten Werke machen Ursprung und Ende, weltliche Kreisläufe und Grundordnungen als Teil der kulturellen Identität vorstellbar, irritieren den Betrachter gleichzeitig mit dem unterlegten geometrisch-konstruktiven Formenvokabular von Schnittmustern. Beispielhaft spannt Doncho Donchev den Bogen zwischen wissenschaftlicher Logik und normativer Mystik. Die jeweils unterlegten Schnittmuster können einerseits als mythologische Transzendenz (vom Mythos zum Logos) gedeutet werden, andererseits aber auch als Transformation eines rational geprägten Weltbildes der Moderne hin zur Mystifikation, die darunter liegende einfache, weil planbare „Wahrheit“ wird aus „verkehrten“ Bedingungen verschleiert, verdunkelt, getäuscht und im schlimmsten Fall dämonisiert.
Katalog erhältlich im Liechtensteinischen LandesMuseum